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Schriften zur Nationalökonomie, Band 51

Einkommensdisparitäten als Reformhemmnis in Transformationsländern?
Daniel A. Opoku

ISBN 978-3-936299-81-6
214 Seiten

Zahlreiche Staaten haben am Ende des 20. Jahrhunderts den Wechsel von Sozialismus und Zentralverwaltungswirtschaft zu Demokratie und Marktwirtschaften vollzogen. Das unterlegene Wirtschaftssystem wurde durch ein leistungsfähigeres ersetzt und damit die Grundlage für eine bessere Bedürfnisbefriedigung der Menschen in diesen Gesellschaften geschaffen. Im Zuge dieser Transformationsprozesse veränderten sich die Einkommensverhältnisse und das politische Machtgefüge in den betroffenen Ländern in aller Regel tiefgreifend. Einkommensunterschiede erreichten in Einzelfällen unerwünscht hohe Ausmaße, was die Wiederwahl pro-marktwirtschaftlich eingestellter Regierungen und damit den Fortbestand der marktwirtschaftlichen Wettbewerbsordnung gefährdet.

Derartige Situationen begründen für die Regierung ein Dilemma: Einerseits hängt ihre Wiederwahl von der Zufriedenheit der Wähler mit den Einkommensverhältnissen ab, was durch Umverteilungsmaßnahmen sichergestellt werden kann. Andererseits darf die marktwirtschaftliche Wettbewerbsordnung nicht durch sozialpolitische Maßnahmen untergraben werden. Diese Arbeit untersucht daher, durch welche institutionellen Regelungen dieses Dilemma gelöst werden kann.

Eingangs werden die Besonderheiten von Transformationsprozessen theoretisch und die Entwicklung der Einkommensverteilung empirisch dargestellt. Die Befunde belegen, dass derartige Dilemmata tatsächlich existieren. Um geeignete institutionenökonomische Lösungen für das Dilemma entwickeln zu können, werden die Einflussmöglichkeiten der verschiedenen polit-ökonomischen Gruppen auf die Transformationspolitik aufgezeigt. Anschließend wird die Dilemmasituation mit Hilfe der Spieltheorie abgebildet, wodurch eine gezielte Analyse und Anpassung der Anreizstrukturen der Transformationsgewinner und -verlierer möglich wird.

Die theoretischen Lösungsansätze werden anschließend auf die Ukraine und Bulgarien angewandt. Basierend auf 53 Experteninterviews, die vor Ort geführt wurden, werden für beide Länder Situationsanalysen durchgeführt und daraus Schlussfolgerungen für ein geeignetes Dilemmamanagement gezogen. In beiden Fällen erscheint es möglich, die marktwirtschaftliche Wettbewerbsordnung durch die theoretisch aufgezeigten Veränderungen der institutionellen Rahmenbedingungen demokratisch legitimieren zu können. Die Arbeit schließt mit einer Übertragung der Ergebnisse auf die Bundesrepublik Deutschland und liefert so Argumentationshilfen für die Durchführung sozialpolitisch kritischer Reformen.