Schriften zur Gesundheitsökonomie, Band 69 |
Priorisierung in der Medizin |
ISBN 978-3-941678-20-0 |
Die Transplantationsmedizin ist einer der wenigen Bereiche in der Medizin, in dem seit vielen Jahren explizit priorisiert wird. Dementsprechend liegen für die Allokation knapper Spender-organe auch explizite, von Expertengremien (primär Ärzten) normativ entwickelte, konkrete Priorisierungskriterien vor. Anhand dieser Kriterien werden die häufig existentiell betroffenen Patienten auf der Warteliste priorisiert. Wenngleich diese ärztliche und fachliche Expertise im Kontext der Transplantationsmedizin wichtig und unabdingbar ist, stellt sich dennoch die Frage, welche Priori¬sierungs¬präferenzen weitere Stakeholder, insbesondere Laien mit unter-schiedlichem Kenntnisstand, d. h. sowohl unbeteiligte Bürger als auch Patienten und deren Angehörige, aufweisen. Dieser Stakeholderansatz impliziert, dass normative Entscheidungen nur dann legitim sein können, wenn alle Stakeholdergruppen, die in unterschiedlicher Form von Allokationsentscheidungen betroffen sind oder sein könnten, prinzipiell die Möglichkeit haben, sich an der Entscheidungsfindung zu beteiligen.
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