Schriften zur Gesundheitsökonomie, Band 34 |
Versicherungsökonomische Besonderheiten des Invaliditätsrisikos |
ISBN 3-931319-80-6 |
Das Invaliditätsrisiko, also die Gefahr dauerhafter gesundheitsbedingter Erwerbs-einkommensverluste,
gilt aufgrund seiner Arbeitsmarktabhängigkeit, seiner hohen Subjektivität und seiner Langfristigkeit
als nur schwer versicherbar. Die gegenwärtige Situation der Sozialversicherung in Deutschland sowie die aktuelle
Entwicklung in der Sozialgesetzgebung lassen dennoch vermuten, dass in Zukunft das Ausmaß privater Vorsorge
für die mit einer Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit verbundenen finanziellen Risiken zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form eine allokationseffiziente Absicherung des behinderungsbedingten Erwerbsrisikos auf einem wettbewerblichen Versicherungsmarkt möglich ist. Die vorliegende Arbeit prüft daher theoretische Ansätze aus der allgemeinen Versicherungsökonomik auf ihr Potential, die für die Invaliditätsversicherung spezifischen Informationsprobleme und deren mögliche Folgen, insbesondere die Gefahr endogener adverser Selektion, zu bewältigen. Es zeigt sich, dass aufgrund einer ausgeprägten Zustandsabhängigkeit der Nutzenfunktionen das verbreitetste versicherungspolitische Konzept der Deckungsgradbeschränkung, aber auch ex ante-Prämiendifferenzierungen eine allokationseffiziente Absicherung des Invaliditätsrisikos nur unzureichend gewährleisten können. Aus diesem Grund werden - unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen - zusätzliche versicherungspolitische Optionen analysiert, die sich vor allem im Hinblick auf die Langfristigkeit der Versicherungsverhältnisse ergeben. Hierzu zählen eine zeitabhängige Leistungsgestaltung, die Förderung der Reaktivierung von Leistungsempfängern in der Schadenregulierung sowie erfahrungstarifierende betriebliche Gruppenversicherungen. |