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Schriften zur Nationalökonomie, Band 38

Zur säkularen Expansion der Staatstätigkeit
Wolfgang Berger

ISBN 3-931319-97-0
192 Seiten

Bereits im Jahre 1863 formulierte Adolph Wagner sein Gesetz von der "wachsenden Ausdehnung der öffentlichen, insbesondere der Staatstätigkeiten" im Zuge des "Fortschritts in Cultur und Volkswirthschaft" in ersten Ansätzen. Als eines der drei bedeutendsten "Gesetze" der Finanzwissenschaft hat es fraglos seinen festen Platz in der Geschichte dieser Disziplin gefunden. Bis heute hat die Diskussion um Wagners Gedanken nicht an Aktualität verloren. Dennoch beschränkte sich die Überprüfung des Wagnerschen Gesetzes bisher vornehmlich auf empirische Tests. Die theoretische Basis des Wagnerschen Lehrgebäudes blieb hingegen unzureichend ergründet, was einer Fehlinterpretation der von Wagner postulierten Zusammenhänge durchweg Vorschub leistete. 

Wird nach der Gültigkeit des Expansionsgesetzes gefragt, müssen daher zunächst die Prämissen ans Tageslicht gefördert werden, aus denen Wagner seinen Schluß deduziert. Deshalb macht sich diese Arbeit zunächst zur Aufgabe, die Vordersätze des Wagnerschen Gesetzes herauszuarbeiten. Auf Basis eines eingangs entwickelten evolutorischen Handlungsmodells werden die im Ganzen drei Prämissen des Wagnerschen Gesetzes sodann einer kritischen Diskussion unterworfen. Hierbei zeigt sich, dass Wagners Ansatz als deterministische Aussage keinesfalls haltbar ist.

Damit besteht die zweite Aufgabe dieser Arbeit im Aufbau eines alternativen Erklärungsansatzes. Die Auseinandersetzung mit Wagners Lehren zeigt bereits deutlich auf, wo nach einer tragfähigeren Erklärung der säkularen Expansion der Staatsaktivität zu suchen ist. Zu nennen ist zum einen der von Wagner komplett vernachlässigte politische Prozeß. Zum anderen unterschätzt Wagner das Wirken des Selbstinteresses als handlungsleitendes Motiv, dessen Einfluß er im Zuge des "Fortschritts in Cultur- und Volkswirthschaft" zugunsten "feinerer Motive" schwinden zu sehen glaubt. In diesem Sinne wird auf der Basis eines modifizierten Modells der ökonomischen Theorie der Demokratie ein neuer Versuch zur Erklärung der Extensivierung und Intensivierung der staatlichen Aktivität im Zeitverlauf unternommen.